BERLIN-BERLIN , wir fahren nach BERLIN

Saisonhöhepunkt und eine neue persönliche Bestzeit.

Berlin, 29.09.2024, 50. BMW Berlin Marathon, 9 °C, sonnig, leichter Wind. Nach 15 Wochen Training und 1.560km im Gepäck war alles angerichtet für den Saisonhöhepunkt und eine neue persönliche Bestzeit.

 

Mit dem Rückenwind aus einer nahezu perfekten Vorbereitung ging es für David bereits Freitag Mittag samt Familie nach Berlin. Sieben Läufe über 30km, sehr gute Marathonspezifische Einheiten und ein solider Halbmarathontest in Bochum (1:14:11, auf keiner einfachen Strecken) sollten keine Zweifel aufkommen lassen, dass die angepeilte Zielzeit von 2:33 Stunden zu packen ist. Und doch kamen Gedanken auf, was auf den letzten Metern noch schief gehen könnte, gerade die beiden Wochen Tapering zehrten noch einmal an den Nerven. Gerade da war die Zeit mit der Familie eine willkommene Ablenkung und die 1,5 Tage in Berlin vergingen wie im Flug. Die zahlreichen motivierenden Nachrichten von Freunden und Laufgefährten gaben noch mal einen positiven Push und sorgten für das richtige Mindset.

 

Nach einer kurzen Nacht ging es für David um 7:20 Uhr Richtung Reichstag. Nach kurzem Einlaufen, letzter Toilettenpause, einem netten Gespräch mit einem Mitstreiter, war es dann auch schon Zeit den Kleiderbeutel abzugeben und Richtung Start zu gehen. Spätestens auf dem Weg dorthin, bekam man ein reales Gefühl für die Größe des Starterfelds, Stau auf dem Weg in den Startkanal, sodass David erst fünf Minuten vor dem Start im Startblock stand und keine gute Position hatte. Allerdings sollte das der Stimmung kein Abbruch tun, schließlich sind ja 42,195km Zeit für eine bessere Position zu kämpfen. Die letzte Minute bis zum Start, Gänsehaut, Gefühle der Vorfreude und der Dankbarkeit machen sich breit, Dankbarkeit gesund zu sein, gesund durch die Vorbereitung gekommen zu sein und das Glück zu haben, hier laufen zu dürfen. Dann fällt der Vorhang, und über 50.000 Läuferinnen und Läufer werden auf die Strecke geschickt. Trotz der breiten Straßen ist auf dem ersten Kilometer wenig Platz, da fällt es schwer Platzierungen gut zu machen und David muss einige Extrameter machen um sich nach vorne zu arbeiten, Kilometer 1: 3:44; das war definitiv zu langsam. Auch auf den nächsten Kilometern ist weiterhin überholen angesagt, fernab der blauen Linie. Noch vor der 5km Marke wird David von Simon überholt, der von hinten angeflogen kommt und David mitnehmen will. Doch dank einer bis dahin ungeahnten Disziplin, hielt sich David an den Raceplan und ging nicht mit. Außerdem fühlte sich David energetisch nicht hundertprozentig fit und wollte daher das Rennen kontrolliert angehen. Dann der erste 5km Split 18:18 Minuten, immer noch etwas zu langsam, aber alles noch im grünen Bereich. "Ein weiterer Blick auf die Uhr sagte mir entweder hat meine Uhr einen GPS Fehler, oder ich laufe hier viel zu weit entfernt von der Ideallinie, über 200m mehr auf der Uhr nach fünf Kilometern, das ist nicht gut”, berichtete David nach dem Rennen. So Stand der Plan für die nächsten Kilometer: Das Tempo leicht forcieren, Plätze gut machen und nach Möglichkeit nicht die Ideallinie verlassen. Die Beine fühlten sich gut an und es rollte, und so folgten die nächsten 5km in 18:10 Minuten. Dann folgte bereits das erste große Highlight: Bei 11km wartete Davids Familie, die für super Stimmung sorgte und David euphorisiert auf die nächsten Kilometer schickte. Es rollte nach wie vor sehr gut, einzig eine Gruppe an Mitstreitern wollte sich nicht finden lassen. David später im Ziel: "Auf der anderen Seite war das auch ein Vorteil, da ich nicht anders konnte als mein eigenes Rennen zu laufen. Die Splits waren sehr konstant. Die Verpflegung war auch ok, aber bei 16/17km hatte ich leichtes Seitenstechen, sodass ich weniger Gels nehmen konnte als ich wollte. Aber das habe ich gut in den Griff bekommen.” Die Halbmarathonmarke wurde in 1:16:59 Stunden passiert. Auch wenn David bis hierhin geschmeidig durchgekommen war, so kamen immer wieder Gedanken an den letzten Marathon auf, in Boston waren die Oberschenkel schon nach der Hälfte des Rennens schwer und nach 25km waren die Beine beinahe komplett zu; die Gedanken daran ließen sich nicht komplett ausblenden. Doch dann kam der Wilde Eber, ein Ruf von hinten: “Hau rein David", und plötzlich lief es lockerer, freier und leichter. Die Splits waren weiterhin konstant, leichtes Ziehen der seitlichen Oberschenkelmuskulatur, was sich aber im Rahmen hielt. Bei 30km wurde das Tempo forciert, die Zeit von 2:33 Stunden war noch in Reichweite, aber dafür musste ein starkes Finish her. Gesagt, getan und so folgten die nächsten fünf Kilometer in 18:05, dem schnellsten Teilabschnitt des Rennens. Danach wurde es schwieriger, die Kilometer wurden länger, “ich sagte mir, bei 38/39km wartet die Familie, bis dahin gibst du Gas.” Das gelang David bis 37km, danach wurde es zäh und die Splits etwas langsamer. Bei 39km, am Potsdamer Platz, gab es dann die ersehnte Motivation durch die Familie, schon fast eine gefühlte Ziellinie, aber bis zu diesem war es noch ein gutes Stück und wer schon einmal Marathon gelaufen ist, weiß wie weit sich 3km anfühlen können. Die Beine waren jetzt schwer wie Blei, der Schritt weit entfernt von Laufökonomie. “Bei 41km habe ich mit mir gehadert, ich wusste es wird eine Bestzeit, aber die 2:33 sind heute nicht drin, da wollte ich ich mit einer 2:35er Zeit begnügen. Doch dann habe ich mir gesagt, nein, du wirst dich später ärgern, wenn du nicht bis zum Ziel gekämpft hast. Da habe ich mir ein Herz gefasst und gesagt gib alles bis zum Brandenburger Tor, wenn du da noch 90s hast dann packst du es unter 2:35. Ich hatte dann tatsächlich noch knapp unter 90 Sekunden und habe auf der Zielgeraden nicht mehr Vollgas laufen müssen, so konnte ich die letzten Meter noch richtig genießen.” Im Ziel blieb die Uhr bei 2:34:40 stehen, die persönliche Bestzeit um 3:16 Minuten verbessert und dabei war David ein sehr konstantes Rennen gelaufen, in dem zum Glück nur die letzten vier Kilometer so richtig wehtaten und für die 42 Sekunden langsamere zweite Hälfte sorgten. Der Support der Familie an diesem Tag, an diesem Wochenende und in der gesamten Vorbereitung war absolut grandios und auch ein Garant für diesen Erfolg. Mit strahlenden Gesichtern under PB ging es zurück Richtung Heimat, mit im Gepäck auch die Erkenntnis: Dein letzter Marathon entscheidet nicht darüber wie dein nächster Marathon läuft und so wurden die Zweifel des Boston Marathons auf den Straßen Berlins weggefegt. 

 

Weitere Ergebnisse:

Nina Förster                             3:53:12

Mathias Knopp                        4:31:16

Susanne Gehendges              5:30:27

 

Allen Glückwunsch zu den erbrachten Leistungen